„Ich dreh hier langsam durch“, sagt Sandra, während sie ihre Kaffeetasse auf den Tisch stellt.
Ihre Freundin Mia nickt – sie ahnt schon, was jetzt kommen wird.
„Wegen Jonas, oder?“
Sandra seufzt. „Natürlich wegen Jonas! Der Junge ist 17, sitzt den halben Tag in seinem Zimmer, Kopfhörer auf, Handy in der Hand. Hausaufgaben? Nur mit Druck. Haushalt? Fehlanzeige. Ich muss ihm alles fünfmal sagen – und am Ende mach ich’s doch selbst!“
Mia rührt in ihrem Kaffee. „Hm. Und wer bringt ihm das Essen hoch, wenn er mal wieder nicht runterkommt?“
„Na ich. Sonst isst er gar nichts!“
„Und wer wäscht seine Wäsche?“
„Ich natürlich. Sonst läuft er in denselben Klamotten rum.“
„Und wer erinnert ihn an seine Hausaufgaben?“
„Na ich! Sonst…“ – Sandra stockt. „…sonst macht er sie nicht.“
Mia lächelt. „Klingt, als wärt ihr zwei ein ziemlich eingespieltes Team.“
Sandra zieht die Augenbrauen hoch. „Ein Team? Ich hab eher das Gefühl, ich hab ein Kind großgezogen, das mich als persönlichen Service gebucht hat!“
Mia lacht. „Allerdings, funktioniert ein Service nur, solange er abrufbar ist. Stell dir vor, du würdest den Service mal kurz einstellen. Einfach so. Kein Drama, kein Streit. Nur: Heute nicht.“
Zwei Wochen später sitzen die beiden wieder beim Kaffee.
Sandra grinst.
„Du wirst es nicht glauben: Ich hab aufgehört, ihm das Essen zu bringen. Und plötzlich steht er in der Küche und fragt, wie man Nudeln kocht.
Und gestern – halt dich fest – hat er die Spülmaschine eingeräumt. Ganz freiwillig!“
Mia zwinkert. „Na siehst du. Systemisch gesehen: Du hast dich verändert – und das System gleich mit.“
Wenn wir aufhören, automatisch so zu reagieren wie bisher, muss sich das ganze System mitbewegen.
Veränderung beginnt nie beim „anderen“ – sondern bei dem, der bereit ist, etwas anders zu machen.